Kolumne: Zeit beim Einrichten des Kinderzimmers lassen
Foto: Camengo -
Lassen Sie sich Zeit, wenn es um die Einrichtung Ihres neuen Kinderzimmers geht. Denn auch ein Kinderzimmer darf wachsen.
So schaffen Sie - mit Zeit - ein schönes Kinderzimmer
Liebe Leser,
in dieser Kolumne geht es mal wieder um ein etwas allgemeineres Thema. Und zwar das Thema Muße bei der EInrichtung und Gestaltung des neuen Kinderzimmers
Lassen Sie ich Zeit! Lassen Sie sich Zeit, wenn es um die Gestaltung und Neuplanung Ihres zu Hauses und des Kinderzimmers geht.
Wir möchten Sie jetzt nicht mit schlauen Sprüchen wie "Rom wurde auch nicht an einem Tag ....." oder "gut Ding will weile ...." langweilen, aber irgendwie steckt in diesen Weisheiten auch ein Stückchen Wahrheit.
Unsere Gespräche mit den Kunden, aber auch das Feedback auf diese Seite zeigen uns, dass diese Haltung längst nicht so selbstverständlich ist, wie es scheint.
Zum einen ist es diese Ungeduld. Und wer kennt das Gefühl nicht auch. Man hat eine Idee im Kopf, freut sich auf etwas und kann es dann kaum erwarten, dass diese Gedanken am besten innerhalb der nächsten 5 Minuten in die Realität transportiert sind.
Aber das funktioniert bestenfalls bei der berühmten Terrine. Und weil das in den seltensten Fällen klappt, verstärkt das die Unzufriedenheit.
trügerische Werbung
Zum anderen gibt es in vielerlei Medien diverse Vorgaben. Da werden auf Hochglanzbildern perfekte Wohnwelten präsentiert, die zugegebenermassen einen gewissen Reiz haben. Durch solche Vorgaben hängt man sich selbst die Latte unerreichbar hoch.
Ganz abgesehen davon, dass in diesen Kinderzimmern immer eine beeindruckende Ordnung herrscht. Aber das ist ein anderes Thema.
Oft vergessen, dass diese Fotos Produkt von absoluten Profis sind, die verkaufen wollen. Egal ob Licht, Fotograf, Decorateur - Sie alle verstehen bestens Ihr Fach, Begehrlichkeiten zu wecken.
Aber diese Vorgaben haben in den seltensten Fällen etwas mit der Realität und dem Leben zu tun.
Wo sind die einzelnen Socken, die im Wohnzimmer liegen, die angebissene Tafel Schokolade, die zerknüllte Zeitung auf dem Sofa oder der leergegessene Joghurtbecher auf dem Tisch? Natürlich geben diese Arbeiten wunderbare Anregungen und Ideen. Sie dürfen aber nicht das maß aller Dinge werden.
Aber bevor wir abschweifen ...
Erwartungshaltungen
Viele Kunden nehmen diese Darstellung als Vorbild und formulieren darüber ihre Wünsche. Über diese Darstellungen werden berechtigterweise Begehrlichkeiten geweckt. Leider haben diese Lebensräume , wie oben schon erwähnt, wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Ausserdem suggerieren Sie ein "von null auf hundert" in 5 Sekunden. Soll heissen, an diesen Vorgaben lassen sich keine Entwicklung ablesen.
Und jetzt kommen wir auch endlich zum Punkt. Sein Zuhause einzurichten hat etwas mit Leben zu tun. Leben hat etwas mit Entwicklung, Wachsen und Probieren zu tun. Seinen Weg finden, innehalten, einen Schritt gehen und noch einen Schritt gehen. Hört sich das zu hochgestochen an? Wir glauben nicht, zumindest zeigen uns viele Gespräche mit Kunden etwas anderes.
Mut zur Pause
Es fehlt der "Mut" Pause zu machen, auf halbem Wege stehen zu bleiben. Ich fange an und kann erst aufhören, wenn alles fertig und natürlich perfekt ist. Das erzeugt Druck und Frustrationen - jeder kennt dieses Gefühl.
Lassen Sie sich Zeit. Ein Kinderzimmer "muss" wachsen - alleine und mit Ihnen. Fangen Sie an - egal womit. Bleiben Sie stehen. Schauen, fühlen und beobachten. Den nächsten Schritt gehen. Sich Zeit lassen. Vielleicht doch anders, vielleicht wieder einen Schritt zurück? Vielleicht etwas ganz neues?
Eine Kundin schrieb uns in einer netten Mail:
"Uns fehlt der Mut, endlich unser Haus einzurichten. Wir finden keinen Anfang, weil wir den Druck haben, dass alles sofort perfekt und fertig sein muss. Darum leben wir in einzigen Provisorium. dies ist natürlich ein grosser Frust und macht oft schlechte Laune."
So oder so ähnlich äussern sich viele Kunden und wir können dieses Gefühl sehr gut verstehen und nachvollziehen.
Geben Sie sich Zeit, setzten Sie sich nicht unter Druck. der erste Schritt ist immer der schwerste - der sogenannte Horror vor dem weissen Papier. Das kennt jeder nur zu gut, der schon einem vor einem leeren Blatt gesessen hat.
Die Leichtigkeit und Freude beim Gestalten seines zu Hauses kommt nicht durch zu hoch gegriffene Ziele, sondern zu experimentieren, loszulassen und zu schauen, was passiert. Wohin führt mich der Weg. Was gefällt mir wirklich? Wie lebe ich? Was mag ich? Es geht um Leben und um Wohlfühlen. Dazu gehören Zeit und Veränderungen.
Ein Haus und auch das Kinderzimmer wachsen mit der Familie. Eigentlich kann man soweit gehen zu behaupten, dass es nie ein "fertig" geben wird. Das Heim lebt genauso, wie die Familie in ihm. Mit all den Veränderungen und Bewegungen.
Einen Plan machen und alles von A-Z fertig haben? Das gibt es nur "im Film".
Veränderungen
Fertig sein bedeutet ja auch keinen Raum für Veränderungen mehr zu haben. Keinen Raum für Abwege zu haben. Über den Trödelmarkt laufen und etwas Schönes sehen. Bei einem Schaufensterbummel eine schrille Lampe entdecken, in die man sich verliebt, aber die so gar nicht in das Konzept passt. Bei Oma und Opa ein uraltes Möbel sehen, was eine charmante Hässlichkeit besitzt, aber Erinnerungen weckt.
Viele dieser Momente, in denen wir merken: Ich bin total verliebt in ein Accessoire, ein Möbel, einen Stoff. Aber es passt so gar nicht in meine Vorstellungen und Visionen.
Na und? Umso besser. Lassen Sie Raum für diese Charmanten, ungeplanten und verrückten kleinen Nischen. Dadurch leben Sie und auch Ihr zu Hause. Und darum noch einmal: Lassen Sie sich Zeit, werden Sie nie fertig und lassen das zu Hause leben und geben Sie sich und Ihrem Heim Platz, Zeit und Raum für Veränderungen.
Herzlichst
Ihre kinder räume