Kinder Räume Blog Kinder Räume Blog

8 Tipps für guten Babyschlaf

Expertinneninterview mit der Kinderkrankenschwester Bettina Hoyer


Besonders zu Beginn der Zeit als Eltern sind Tipps für guten Babyschlaf ein hohes Gut. Kinderräume hat über das Thema Schlaf mit der Kinderkrankenschwester Bettina Hoyer gesprochen.

Aus ihrer Arbeit als Elternberaterin weiß sie zu berichten: Das Wichtigste ist, sich auf das Baby als Individuum und die Zeichen, die es uns gibt, einzulassen.

1. Müdigkeitsanzeichen erkennen

Kinderräume: Wie können Eltern positiv auf den Schlaf des Babys einwirken?

Bettina Hoyer: Zu einer guten Schlafumgebung gehört, dass man lernt, das Kind zu lesen: Wann ist es müde? Und in der Regel fangen die Eltern meistens mit dem Ins-Bett-bringen zu spät an.

KR: Was sind Anzeichen für Müdigkeit?

Bettina Hoyer: Augen reiben, Kopf weg drehen, fahrig werden, sich an die Ohren gehen. Aber jedes Kind ist anders. Da brauchen Eltern ganz viel Zeit und Geduld mit sich selbst.

Da gebe ich ganz gerne den Tipp, am Ende des Tages oder am Morgen zusammen zu überlegen: Was war jetzt eine gute Idee für das Kind und was ist eine schlechte Idee? Was machen wir weiter und was machen wir nicht? Man braucht am Anfang circa 8 bis 12 Wochen, um das Baby lesen zu lernen.

2. Ein Bettritual etablieren

KR: Viele schwören auf Rituale. Wann machen diese Tipps für guten Babyschlaf Sinn?

Bettina Hoyer: Wichtig ist, ab 3 Monaten anzufangen. Zum Beispiel, dass man dem Kind zuerst die Nahrung gibt oder es stillt, dann das Kind „bettfertig“ macht, ein Ritual hat wie Babymassage oder dem Kind immer wieder das gleiche Lied vorsingt.

Dann wiegt man das Kind eng und legt es hin, nicht im Zusammenhang mit der Flasche oder der Brust, sondern man legt das Kind ab, das Kind soll ruhig die Augen mal aufschlagen. Das wäre sogar gut, damit das Kind weiß: Ich werde jetzt ins Bett gebracht.

Und dann würde man mit einem relativ festen Händedruck bei dem Kind bleiben und laute „Sch“- Geräusche machen, um dem Kind nochmal zu vermitteln: Ich bin da. Das Geräusch hört sich außerdem nochmal nach Nabelschnur an. Und dann halte ich das Kind solange fest, bis ich merke: Es sinkt langsam in die Matratze ein.

KR: Welche unterschiedlichen Schlafphasen gilt es zu beachten?

Bettina Hoyer: Babys haben zunächst meistens so einen Schlaf von 15-20 Minuten; das ist der sogenannte REM-Schlaf. Das ist kein Tiefschlaf, aber es ist ein Schlaf, wo die Kinder ganz viel verarbeiten. Und dann kann es gut sein, dass man merkt, wie das Kind wieder anfängt, wach zu werden.

Dann würde man das Kind nicht hochnehmen, sondern versuchen, es über das Halten wieder in die nächste Schlafphase und damit wieder in die Tiefschlaf-Phase zu begleiten.

3. Genügend Nickerchen tagsüber

KR: Was ist noch zu beachten beim Ins-Bett-bringen?

Bettina Hoyer: Eltern sollten früh genug damit anfangen. Ganz wichtig ist auch: Wenn das Kind tagsüber nicht genügend geschlafen hat, kommt es abends nicht gut zur Ruhe, weil es überreizt ist.

Was vielleicht noch gut ist: Am Abend muss man langweilig werden. Dann gibt es kein neues Programm, kein neues Lied und kein neues Spiel.

Das ist manchmal für die Väter, wenn sie abends wiederkommen und dann noch etwas mit dem Kind machen wollen, ein bisschen schwierig. Aber der Schuss geht dann nach hinten los, man braucht einfach länger, um die Kinder ins Bett zu bringen.

4. Das Schlafzimmer abdunkeln

KR: Wie dunkel muss ein Raum sein, damit das Baby gut schlafen kann?

Bettina Hoyer: Es ist gut, wenn es ein ruhiger Raum ist, der gut abgedunkelt werden kann. Ich empfehle den Eltern gern, dass man den Raum wirklich richtig dunkel machen kann.

Da würde ich auch ein bisschen Geld einsetzen, sodass man ein gutes Rollo hat. Dazu kann man ein Schlaflicht einsetzen, also keine helle Beleuchtung.

5. Keinen Wickelstress machen

KR: Wie oft sollte man das Kind anfangs wickeln?

Bettina Hoyer: Am Anfang wickeln die Eltern sehr viel, weil man denkt, vielleicht ist ja die Hose voll. Aber grundsätzlich ist dazu zu sagen: Nachts sollte geschlafen werden. Und wenn das Kind gewickelt ist und nicht wund ist, muss man es in der Nacht auch nicht mehr wickeln.

Also so, wie man das aus der Klinik vielleicht mitbringt, dass man vor jedem Stillen oder vor jeder Flasche die Windel macht, das muss man nicht machen.

6. Mahlzeit vom Schlafen trennen

KR: Welche Tipps gibt es für Eltern, die zum Schlafen stillen oder füttern?

Bettina Hoyer: Eigentlich wäre es schön für das Kind, wenn es selbstregulierendes Verhalten lernt und alleine einschlafen kann. Das wäre für das Kind eine gute Entwicklung. Und man muss für sich selbst gucken: Wie kann man das Kind und sich selbst darin begleiten?

Normalerweise dauert es eine längere Zeit, dem Kind dies abzugewöhnen. Da wäre mein Tipp, man trennt das Stillen vom Bett. Ich würde das Stillen nicht sofort wegnehmen, denn das wäre wie eine Bestrafung.

KR: Gibt es eine Faustregel, wann man das Baby am besten zu Bett bringen sollte? Kann man sich eine Uhrzeit aussuchen, auf die man hinarbeiten sollte?

Bettina Hoyer: Vor dem Alter von drei Monaten braucht man es erst gar nicht versuchen. Da haben die Kinder ja sehr unruhige Phasen zwischen 16 bis 22 Uhr. Das ist, weil sie den Tag verarbeiten müssen. Und in dem Alter gehen Kinder meistens erst ab 22 Uhr ins Bett. Das ist realistisch.

Mit Ritualen würde ich nicht vor 3 Monaten anfangen, eher mit 4 Monaten. Dann kann man auch schon erkennen: Wann trinkt mein Kind?

Einen Rhythmus, auf den man ja auch häufig angesprochen wird als Elternteil, haben sie nicht, weil sie sich in der Hirnreifung befinden. Man kann immer nur schauen, zu lernen: Was hat das Kind für Müdigkeitszeichen? Wann zeigt mir mein Kind: Es hat Hunger, es hat Durst, es möchte einfach nur getröstet werden?

Oder das Kind möchte einfach mal auf den Arm genommen werden und hören: Du darfst mir alles erzählen, und dann weint das Kind mal richtig. Dann kann man es trösten und nicht immer nur dieses: „Ei, ei“, machen.

7. Gemeinsam „runterkommen“

KR: Gibt es eine ideale Uhrzeit, wann man das Baby ab 4 Monaten ins Bett bringen sollte?

Bettina Hoyer: Ich kriege diese Fragen häufig gestellt. Man muss es wirklich ausprobieren. Und je älter die Kinder werden, desto früher wird es. Wichtig ist einfach, dass man zusieht, dass Babys auch nachmittags nochmal schlafen.

Ich würde die Kinder nach vier Uhr nicht mehr schlafen legen und dann mit einem halben Jahr sagen: Spätestens ab 6 Uhr mit dem Ritual anfangen.

Dann hat man aber auch viel Zeit: Nahrung geben, Massage, Lied, umziehen, vielleicht noch eine Geschichte erzählen, oder wie der Tag war. Noch mal auf den Gymnastikball gehen, so kann man das Kind nochmal wiegen. Aber da müssen die Eltern rauskriegen, was dem Baby gut tut.

8. Für sich selbst sorgen

KR: Viele Eltern fragen sich: Warum fällt es Babys so schwer, einzuschlafen. Genauso könnte man fragen: Warum fällt es Eltern so schwer, das Baby zu „lesen“? Die Sprache des Babys zu lernen erfordert sehr viel Feingefühl, sehr viel Geduld und sehr viel Frustrationstoleranz.

Bettina Hoyer: Ja, weil man ja mit seiner eigenen Müdigkeit klarkommen muss. Deshalb ist es so wichtig, dass die Eltern auch gut schlafen können. Man braucht ein anständiges Kissen, eine anständige Decke, vielleicht noch das Stillkissen um sich herum.

Ich erlebe häufig Mütter, die nicht im Liegen stillen können. Man muss wirklich auch auf äußere Faktoren gucken: Was brauche ich, damit ich, wenn ich ein Kind füttere oder es stille, auch zur Ruhe komme. Habe ich es bequem? Eine Möglichkeit, damit alle bequem schlafen können, kann auch sein, ein Familienbett anzuschaffen! So haben alle genug Platz.

KR: Oft hören Eltern als Tipp, dass Babys, die mit der Flasche gefüttert werden, länger schlafen als gestillte Babys. Stimmt das?

Bettina Hoyer: Der gesellschaftliche Druck ist für junge Eltern extrem hoch. Oft werden Eltern danach bewertet ob das Kind durchschläft, dann sind es gute Eltern. Ich würde mir sehr genau als Eltern überlegen, wem ich was erzähle. Denn oft bekommen Eltern Ratschläge, die dann oft wie Schläge wirken.

Kinder werden mit 3 Monaten circa 3 mal in der Nacht wach. Mit 9 Monaten wieder circa 5 mal. Woran liegt das? Kinder haben in dieser Zeit einen extremen Wachstumsschub (z.B. das Krabbeln beginnt), und sie müssen sich in der Nacht häufiger vergewissern, ob Mama und Papa noch da sind.

KR: Manche Mütter können gar nicht gut schlafen, wenn das Baby bei ihr schläft. Hast Du einen Tipp?

Bettina Hoyer: Im ersten Lebensjahr ist die Faustregel, dass die Kinder noch im Schlafzimmer der Eltern mit schlafen. Aber bei zunehmender Erschöpfung der Eltern sollte man schauen, wie man Strategien entwickelt, sodass es allen gut geht. Hier ist ist immer die individuelle Situation wichtig.

Schlafentzug fordert die ganze Familie heraus. Wenn der Schlafakku leer ist, könnte man sich auch mit dem Partner absprechen, dass jeder sich eine Schlafzeit nimmt und man sich dabei gegenseitig unterstützt.

Wichtig ist, mit der Not nicht alleine zu bleiben und sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn keine Kraftreserven mehr vorhanden sind.


Portraitfoto von Bettina Hoyer, Kinderkrankenschwester und Babyexpertin.

Bettina Hoyer ist Kinderkrankenschwester, Still- und Beikost-Beraterin und Kursleiterin für Babymassagekurse. Für traumatische Geburten oder schwierige Schwangerschaften bietet Hoyer Babyheilbäder an.

Ihr Hauptthema ist Bindung, Berührung und Beziehung. Wichtig ist ihr, sich auf Augenhöhe mit Eltern auszutauschen und mit ihnen gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Hierbei folgt sie dem Konzept Eltern stärken.

Vor Ort in Köln bietet Bettina Hoyer Babycafés an. Überregional steht sie auch per Telefon oder Videokonferenz Eltern mit Rat zur Seite.

Zur Homepage

Dazu passende Produkte

Teilen:

Weitere Beiträge